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Das Wetter und das ganze Drumrum

#1
Heute ist so ein schäbiges Wetter, daß wir nicht einmal die Wäsche trocken kriegen. Aber waschen mußten wir, der Schrank ist schon leer. Wir wollen hoffen, daß es morgen besser wird. Sollte es aber morgen weiterregnen, sind wir gezwungen, unsere Wäsche trockenzublasen. Das wäre jedoch die letzte Notlösung, weil sie dann nämlich nach Bier oder nach Gurkensalat riecht, jenachdem, wer bläst. Ja, wenn man wüßte, daß es morgen weiterregnen wird, könnten wir ja unsere Wäsche drin behalten und mit dem Staubsauger das Wasser rausziehen. Aber man weiß das nicht. Auch die Meteorologen wissen das nicht. Es ist ihr trauriges Los, in Mitteleuropa zu arbeiten. Damit stehen sie vor der eindrucksvollen Aufgabe, den Zufall vorhersagen zu sollen. Manchmal gipfelt diese Bemühung in Ergebnissen, wie dem folgenden.

Das meteorologische Institut in Dahlem hat von einem Berliner einen Brief erhalten. Der schrieb unter anderem:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
...
habe ich in der vergangenen Nacht mehr als vier Stunden damit verbracht, Ihre unbedeutenden Niederschläge aus meinem Keller zu pumpen." ...
Wäre ich Meteorologe, würde ich nach Afrika gehen. Der Job ist dort einfacher.

Frei nach dem Satz von Karl Marx über die Philosophen und die Welt kann man sagen: "Die Meteorologen haben das Wetter nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, es zu verändern."

Ich glaube aber, wir sollten froh sein, daß es so weit noch nicht kommen konnte. Die juristischen Konsequenzen wären unüberschaubar. Allein schon die Frage, wer die Änderung des Wetters zu bestimmen hätte, könnte unsere ganze Demokratie aus den Angeln heben, da man ja nicht für jeden sein Wetter machen könnte, sondern nur eines für alle.

Zum Glück aber ist die Problematik insgesamt unbedenklich. Dank einer tiefschürfenden logischen Ableitung ist gezeigt worden, daß sich das ganze Dilemma auf viel einfachere Weise auflösen läßt. Bitte folgen Sie mir in die Welt der Logik und durchlaufen Sie mit mir die nachfolgend dargestellten Sequenzen.

Ausgangsthese: Wir haben Wetter.

Axiom: Niemand kann alles haben.

Also muß es auch welche geben, die kein Wetter haben. Diejenigen müssen aber auch in einer Gegend wohnen. Somit gibt es also Gegenden mit Wetter und Gegenden ohne Wetter. Daraus ergibt sich zunächst die

Folgethese: In jeder Gegend ist anderes Wetter.

Aber in der Gegend, in der die wohnen, die kein Wetter haben, ist demnach kein Wetter. Deshalb ist die Feststellung, daß in jeder Gegend anderes Wetter ist, falsch, denn es gibt auch Gegenden, in denen gar kein Wetter ist. Und gar kein Wetter ist unbestreitbar etwas anderes als anderes Wetter. Wenn nun aber nicht in jeder Gegend anderes Wetter sein kann, so folgt daraus, daß in jeder Gegend dasselbe Wetter ist. Da es nun aber, wie wir gerade bewiesen haben, Gegenden geben muß, in denen kein Wetter ist, heißt das wegen der Gleichheit des Wetters in allen Gegenden, daß in allen Gegenden kein Wetter ist. Für den Ausdruck "in allen Gegenden" kann man auch "überall" sagen. Wir können also sagen: überall ist kein Wetter. Durch syntaktische Neuanordnung der Negation finden wir: Nirgends ist Wetter. Es formuliert sich die Ausgangsthese neu: Wir haben kein Wetter.

Damit ist gezeigt, daß es Wetter überhaupt nicht gibt, Wetter also eine nicht existente Kategorie ist, woraus letztlich die ganz naive Frage abgeleitet werden muß: "Worüber reden wir eigentlich?"
Das Leben ist ein weisses Blatt, die Farben sind in Dir. Mal es schön bunt und leuchtend.
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